In unserer modernen, digital vernetzten Welt stehen uns Informationen in einem nie dagewesenen Ausmaß zur Verfügung. Ob durch Nachrichten, soziale Medien, Finanzblogs oder Expertenanalysen – die Menge an verfügbaren Daten und Informationen ist nahezu unbegrenzt. Für Anleger kann dies Fluch und Segen zugleich sein. Einerseits ermöglichen uns diese Informationen, gut informierte Entscheidungen zu treffen. Andererseits kann die schiere Menge an verfügbaren Informationen überwältigend sein und zu schlechteren Entscheidungen führen. Dieses Phänomen ist als "Information Bias" bekannt.
Der Begriff "Information Bias" bezieht sich auf die kognitive Verzerrung, bei der Menschen dazu neigen, übermäßig viele Informationen zu sammeln oder zu berücksichtigen, in der Annahme, dass dies zu besseren Entscheidungen führt. Tatsächlich kann das Gegenteil der Fall sein: Zu viele Informationen können die Entscheidungsfindung erschweren und zu Fehlentscheidungen führen.
In der Verhaltensökonomie und Psychologie ist der Information Bias gut dokumentiert. Der Mensch neigt dazu, zusätzliche Informationen zu suchen, selbst wenn diese keinen wirklichen Mehrwert bieten. Dies geschieht oft aus einem irrationalen Wunsch heraus, Unsicherheit zu reduzieren, obwohl die zusätzlichen Informationen häufig nicht dazu beitragen, die Unsicherheit zu verringern. Im Kontext der Geldanlage kann dies dazu führen, dass Anleger Entscheidungen treffen, die auf irrelevanten oder sogar irreführenden Informationen basieren, was letztlich zu schlechteren Anlageergebnissen führt.
Um zu verstehen, warum Menschen dem Information Bias erliegen, ist es wichtig, die zugrunde liegende Psychologie zu betrachten. Menschen haben ein starkes Bedürfnis nach Kontrolle und Vorhersagbarkeit in ihrem Leben. Unsicherheit ist unangenehm und kann Stress verursachen. Durch das Sammeln von mehr Informationen versuchen Menschen, diese Unsicherheit zu verringern und das Gefühl der Kontrolle zu erhöhen. Dieser Prozess wird oft als "illusion of control" bezeichnet.
Eine Studie von Baron, J. et al. (1988) zeigt, dass Menschen dazu neigen, mehr Informationen zu sammeln, selbst wenn diese Informationen keinen Einfluss auf die Wahrscheinlichkeit eines bestimmten Ergebnisses haben.
Baron stellte Ärzten eine hypothetische Entscheidungssituation vor: Ein Patient zeigt Symptome, die mit einer Wahrscheinlichkeit von 80 % auf Krankheit A hindeuten. Falls es nicht Krankheit A ist, kommen entweder Krankheit X oder Y in Betracht.
Für jede dieser drei Krankheiten gibt es eine spezifische Behandlung, die notwendig ist, und alle drei Krankheiten sind etwa gleich schwerwiegend, wobei die Behandlungen vergleichbare Nebenwirkungen haben.
Als Arzt würde man vernünftigerweise die Behandlung für Krankheit A vorschlagen, da die Wahrscheinlichkeit, dass der Patient an dieser Krankheit leidet, am höchsten ist.
Nun, nehmen wir an, es gibt einen Diagnosetest, der bei Krankheit X ein „positives“ und bei Krankheit Y ein „negatives“ Ergebnis anzeigt. Bei Krankheit A jedoch liefert der Test zufällig entweder ein positives oder negatives Ergebnis (jeweils zu 50%).
Die Frage, die Baron den Ärzten stellte, war: Würden Sie diesen zusätzlichen Test empfehlen?
Die meisten Ärzte bejahten dies, obwohl die durch den Test gewonnenen Informationen irrelevant waren. Selbst wenn der Test ein positives Ergebnis liefern würde, wäre die Wahrscheinlichkeit, dass der Patient an Krankheit A leidet, immer noch deutlich höher als die Wahrscheinlichkeit für Krankheit X.
Die Information, die durch den Test gewonnen wird, trägt nichts zur Entscheidungsfindung bei und ist in diesem Fall vollkommen nutzlos. Dennoch wurde sie von vielen Ärzten als wichtig erachtet, was zeigt, wie stark der Information Bias Entscheidungen beeinflussen kann.
Diese Studie verdeutlicht, dass Menschen oft zusätzliche Informationen suchen, auch wenn diese die Entscheidung nicht verbessern. In der Welt der Finanzen kann dies bedeuten, dass Anleger eine Vielzahl von Marktberichten, Analystenmeinungen und Nachrichten konsumieren, die letztlich wenig dazu beitragen, fundiertere Anlageentscheidungen zu treffen.
Die Medien spielen eine zentrale Rolle bei der Verbreitung von Finanzinformationen. Nachrichtenkanäle, Finanzblogs und Analysten liefern täglich eine Fülle von Informationen über Märkte, Unternehmen und globale Ereignisse. Während diese Informationen wertvoll sein können, um auf dem Laufenden zu bleiben, kann die ständige Flut von Nachrichten auch überfrachten.
Eine Studie von Tetlock, P. C. (2007) untersuchte den Einfluss von Medienberichterstattung auf die Finanzmärkte. Die Ergebnisse zeigen, dass exzessive Medienberichterstattung zu übermäßigen Marktreaktionen führen kann, die oft nicht im Einklang mit den tatsächlichen Fundamentaldaten stehen. Diese "Noise" in den Medien kann dazu führen, dass Anleger auf kurzfristige Schwankungen reagieren, anstatt sich auf langfristige Trends und Fundamentaldaten zu konzentrieren.
Ein Beispiel für die schädlichen Auswirkungen von Informationsüberflutung ist das sogenannte "Herding" (Herdentrieb) auf den Finanzmärkten. Wenn Anleger sehen, dass andere aufgrund bestimmter Nachrichten oder Informationen kaufen oder verkaufen, neigen sie dazu, diese Entscheidungen zu imitieren, ohne die Relevanz der Informationen kritisch zu hinterfragen. Dieser Herdentrieb kann zu übertriebenen Kursbewegungen führen, die nicht auf soliden fundamentalen Gründen basieren, sondern lediglich auf der verbreiteten Panik oder Euphorie.
Der Information Bias kann auf verschiedene Weisen die Anlageergebnisse beeinflussen. Hier sind einige der häufigsten Auswirkungen:
4.1. Fehlentscheidungen aufgrund irrelevanter Informationen
Wenn Anleger irrelevante Informationen berücksichtigen, laufen sie Gefahr, Fehlentscheidungen zu treffen. Zum Beispiel könnten sie aufgrund kurzfristiger Marktschwankungen, die durch Nachrichten oder Gerüchte ausgelöst wurden, ihre Anlageentscheidungen ändern. Dabei ignorieren sie möglicherweise die langfristigen Fundamentaldaten, die für die Wertentwicklung einer Anlage weitaus relevanter sind.
Ein Beispiel dafür ist die Reaktion von Anlegern auf politische Ereignisse oder geopolitische Spannungen. Während solche Ereignisse kurzfristige Marktvolatilität verursachen können, haben sie oft keinen langfristigen Einfluss auf die Fundamentaldaten von Unternehmen. Anleger, die sich von solchen Informationen leiten lassen, könnten überstürzt reagieren und Positionen verkaufen oder kaufen, die sie unter normalen Umständen gehalten hätten.
4.2. Überanalysieren und Entscheidungslähmung
Eine weitere Gefahr des Information Bias ist das Überanalysieren (sogenannte "Analysis Paralysis"). Wenn Anleger mit einer Flut von Informationen konfrontiert werden, kann dies dazu führen, dass sie Schwierigkeiten haben, eine Entscheidung zu treffen. Statt klare, entschlossene Entscheidungen zu treffen, zögern sie und versuchen, alle verfügbaren Informationen zu berücksichtigen. Dies kann dazu führen, dass sie Gelegenheiten verpassen oder zu spät reagieren.
Eine Studie von Miller, S. et al. (2009) zeigt, dass Menschen, die mit zu vielen Informationen konfrontiert werden, eher dazu neigen, Entscheidungen zu verzögern oder keine Entscheidung zu treffen. Dies ist besonders im Bereich der Geldanlage problematisch, wo Timing eine entscheidende Rolle spielen kann. Anleger, die sich in endlosen Analysen verlieren, könnten beispielsweise den "optimalen" Zeitpunkt für einen Kauf oder Verkauf verpassen. Sie verstehen z.B. Korrekturen als mögliche Kaufgelegenheiten, warten jedoch solange, bis der Kurs bereits wieder beim Ausgangsniveau oder sogar höher steht.
4.3. Verlust des Fokus auf langfristige Ziele
Der Information Bias kann auch dazu führen, dass Anleger den Fokus auf ihre langfristigen Anlageziele verlieren. Wenn sie ständig mit neuen Informationen und kurzfristigen Entwicklungen konfrontiert werden, können sie versucht sein, ihre Strategie ständig anzupassen, anstatt an ihrem langfristigen Plan festzuhalten. Dies kann zu einer Überaktivität führen, die oft mehr schadet als nützt.
Langfristig orientierte Anleger, die ihre Strategie aufgrund kurzfristiger Informationen ständig ändern, könnten letztlich schlechtere Renditen erzielen als diejenigen, die an einer konsistenten Strategie festhalten. Studien, wie die von Barber, B. M. & Odean, T. (2000), zeigen, dass Anleger, die häufiger handeln, tendenziell geringere Renditen erzielen. Ein wesentlicher Grund dafür ist, dass diese Anleger oft auf kurzfristige Informationen reagieren, die langfristig keine Relevanz haben.
Angesichts der Gefahren des Information Bias ist es entscheidend, dass Anleger lernen, Informationen effektiv zu filtern. Dies bedeutet, dass sie in der Lage sein müssen, relevante von irrelevanten Informationen zu unterscheiden und sich auf die Daten zu konzentrieren, die tatsächlich einen Einfluss auf ihre Anlageentscheidungen haben.
5.1. Relevanz der Informationen bewerten
Der erste Schritt bei der Informationsfilterung besteht darin, die Relevanz der Informationen zu bewerten. Anleger sollten sich fragen, ob die Informationen, die sie erhalten, tatsächlich einen Einfluss auf die langfristigen Fundamentaldaten eines Unternehmens oder einer Anlageklasse haben. Informationen, die nur kurzfristige Marktbewegungen erklären oder spekulativ sind, sollten nicht überbewertet werden.
Ein Beispiel hierfür ist die Beurteilung von Nachrichten über Unternehmensgewinne. Während Quartalsberichte wichtige Informationen enthalten, ist es entscheidend, die langfristige Entwicklung des Unternehmens zu betrachten und nicht nur die kurzfristigen Gewinnabweichungen zu berücksichtigen. Ein Unternehmen könnte in einem Quartal die Erwartungen übertreffen, aber wenn die langfristigen Wachstumsprognosen schlecht sind, sollten Anleger nicht überreagieren.
5.2. Langfristige Perspektive bewahren
Ein weiterer wichtiger Aspekt der Informationsfilterung ist die Aufrechterhaltung einer langfristigen Perspektive. Anleger sollten sich auf ihre langfristigen Ziele konzentrieren und ihre Strategie entsprechend ausrichten. Kurzfristige Informationen und Marktbewegungen sollten in diesem Kontext betrachtet und nicht überbewertet werden.
Ein hilfreicher Ansatz kann es sein, eine schriftliche Anlagestrategie zu erstellen und sich an diese zu halten. Diese Strategie sollte auf den individuellen Zielen, dem Risikoprofil und dem Zeithorizont basieren. Wenn neue Informationen eintreffen, sollten Anleger prüfen, ob diese Informationen die Grundlage ihrer Strategie beeinflussen. Wenn dies nicht der Fall ist, sollten sie sich nicht dazu verleiten lassen, ihre Strategie aufgrund kurzfristiger Entwicklungen zu ändern.
5.3. Vertrauenswürdige Informationsquellen nutzen
Nicht alle Informationen sind gleichwertig. Es ist wichtig, dass Anleger vertrauenswürdige und qualitativ hochwertige Informationsquellen nutzen. Dies können renommierte Finanzzeitungen, wissenschaftliche Studien oder Analysen von erfahrenen Experten sein. Es ist ratsam, Quellen zu meiden, die reißerische oder stark spekulative Inhalte liefern, da diese oft eher darauf abzielen, Aufmerksamkeit zu erregen als fundierte Analysen zu bieten.
Studien, wie die von Hirshleifer, D., Lim, S. S., & Teoh, S. H. (2009), zeigen, dass Anleger, die auf qualitativ hochwertige Informationen zugreifen, tendenziell bessere Anlageentscheidungen treffen. Diese Studie betont die Bedeutung einer selektiven und kritischen Herangehensweise bei der Informationsbeschaffung.
Die Vermeidung des Information Bias erfordert bewusste Anstrengungen und Disziplin. Hier sind einige praktische Tipps, die Anleger berücksichtigen sollten:
6.1. Setzen Sie klare Ziele und halten Sie sich daran
Klar definierte Anlageziele sind der Schlüssel, um nicht von irrelevanten Informationen abgelenkt zu werden. Ob es sich um den Aufbau eines Ruhestandsportfolios oder die Finanzierung eines großen Kaufs handelt, Anleger sollten sich ihrer Ziele bewusst sein und ihre Entscheidungen darauf ausrichten.
6.2. Begrenzen Sie die Informationsquellen
Wählen Sie eine Handvoll vertrauenswürdiger (möglichst objektiver) Informationsquellen und konzentrieren Sie sich darauf. Es ist oft besser, tiefere Einblicke aus wenigen, qualitativ hochwertigen Quellen zu gewinnen, als sich mit einer Vielzahl von oberflächlichen, subjektiven oder (seit einigen Jahren zunehmend) sogar höchst populistischen Informationen zu überladen.
6.3. Zeit für Reflexion einplanen
Nehmen Sie sich regelmäßig Zeit, um über Ihre Anlagestrategie und die Informationen, die Sie erhalten, nachzudenken. Überprüfen Sie, ob Ihre Entscheidungen im Einklang mit Ihren langfristigen Zielen stehen und ob neue Informationen tatsächlich einen Mehrwert bieten. Es reicht häufig bereits aus, dies jährlich oder maximal halbjährlich zu tun.
6.4. Professionelle Hilfe in Anspruch nehmen
In vielen Fällen kann es sinnvoll sein, einen Börsendienst oder Anlageexperten in Anspruch zu nehmen. Diese Fachleute können dabei helfen, Informationen zu filtern und fundierte Entscheidungen zu treffen, ohne von überflüssigen Details abgelenkt zu werden.
6.5. Emotionaler Abstand
Emotionen spielen eine große Rolle bei Anlageentscheidungen. Informationen, die Angst oder Euphorie auslösen, sollten besonders kritisch hinterfragt werden. Es ist wichtig, einen emotionalen Abstand zu bewahren und Entscheidungen auf rationalen Überlegungen basieren zu lassen.
Der Information Bias ist eine weit verbreitete Falle, in die viele Anleger tappen. Die Verfügbarkeit von Informationen ist zwar ein wertvolles Gut, doch zu viele Informationen können zu Verwirrung, Fehlentscheidungen und schlechteren Anlageergebnissen führen. Es ist entscheidend, dass Anleger lernen, Informationen effektiv zu filtern und sich auf die relevanten Daten zu konzentrieren, die tatsächlich einen Einfluss auf ihre langfristigen Ziele haben.
Bei MMplatinum habe ich es mir zur Aufgabe gemacht, meinen Anlegern nur die wirklich relevanten Informationen zu liefern. ich verstehe, dass die Flut von Daten und Nachrichten überwältigend sein kann, und bin hier, um Ihnen dabei zu helfen, den Überblick zu behalten. Indem wir uns auf die wesentlichen Informationen konzentrieren und auf klare, langfristig erprobte Anlagestrategien setzen, werden auch Sie in der Lage sein, Ihre finanziellen Ziele zu erreichen.
Lassen Sie sich nicht von der Informationsflut überwältigen. Vertrauen Sie auf klare, fundierte Informationen und Strategien, die auf Ihre langfristigen Ziele ausgerichtet sind. Weniger kann tatsächlich mehr sein, besonders wenn es um die erfolgreiche Geldanlage geht.
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