In der Welt der Finanzen gibt es kaum einen Begriff, der die Emotionen der Marktteilnehmer so gut einfängt wie der VIX, der Volatilitätsindex. Auch als „Angstindex“ bekannt, spiegelt der VIX die erwartete Schwankungsbreite des S&P 500 wider und dient als eine Art Barometer für die Stimmung am Markt. Aber warum genau steigt der VIX, wenn die Aktienmärkte fallen? Und was bedeutet das für Anleger, die sich in turbulenten Zeiten orientieren müssen? In diesem Artikel gehen wir ausführlich darauf ein, warum der VIX in Zeiten fallender Märkte ansteigt, wie die Volatilität berechnet wird, welche Rolle der positive Erwartungswert bei Aktien spielt und warum Emotionen wie Angst und Unsicherheit oft zu Übertreibungen führen.
Der VIX, oder Volatilitätsindex, ist ein von der Chicago Board Options Exchange (CBOE) entwickelter Index, der die erwartete Volatilität des S&P 500 Index über die nächsten 30 Tage misst. Er wird nicht direkt aus der Schwankungsbreite vergangener Kurse berechnet, sondern aus den Preisen von Optionen auf den S&P 500. Optionen sind Finanzinstrumente, die es den Händlern ermöglichen, auf die zukünftige Richtung eines Marktes zu wetten, und die Preise dieser Optionen spiegeln die Marktmeinung darüber wider, wie volatil der Markt in der Zukunft sein wird.
Die Berechnung des VIX basiert auf der impliziten Volatilität, die sich aus den Preisen einer breiten Palette von Put- und Call-Optionen mit verschiedenen Fälligkeiten und Ausübungspreisen ergibt. Diese implizite Volatilität gibt an, wie stark die Marktteilnehmer erwarten, dass der Markt in der Zukunft schwankt. Je höher die implizite Volatilität, desto höher ist der VIX.
Es ist wichtig zu verstehen, dass der VIX nicht die tatsächliche Volatilität misst, sondern die erwartete Volatilität. Dies bedeutet, dass der VIX steigen kann, wenn die Marktteilnehmer erwarten, dass die Schwankungen zunehmen, selbst wenn die aktuelle Volatilität niedrig ist.
Wenn Aktienmärkte fallen, gibt es typischerweise eine Zunahme an Unsicherheit und Angst unter den Marktteilnehmern. Diese erhöhte Unsicherheit spiegelt sich in der steigenden impliziten Volatilität wider, die wiederum den VIX in die Höhe treibt. Aber warum passiert das?
Emotionen spielen eine zentrale Rolle in der Art und Weise, wie Märkte funktionieren. Insbesondere die Emotionen Angst und Unsicherheit haben einen tiefgreifenden Einfluss auf die Entscheidungen der Marktteilnehmer. Wenn die Märkte fallen und der VIX steigt, spiegelt dies nicht nur die objektive Unsicherheit wider, sondern auch die subjektiven Emotionen der Marktteilnehmer.
Angst und Unsicherheit als treibende Kräfte
Wenn Märkte unsicher werden, tritt die Emotion der Angst in den Vordergrund. Diese Angst entsteht aus der Unsicherheit darüber, wie stark und wie lange die Märkte fallen werden. Während einige Anleger möglicherweise auf eine Erholung hoffen, befürchten andere das Schlimmste, was zu einer Art „Herdenverhalten“ führt. Diese kollektive Angst kann zu panikartigen Verkäufen führen, was den Markt noch weiter nach unten treibt und die Volatilität weiter erhöht.
Übertreibungen durch Emotionen
Emotionen wie Angst neigen dazu, Märkte zu übertreiben. In Zeiten erhöhter Unsicherheit können Anleger übermäßig pessimistisch werden und beginnen, das Schlimmste zu erwarten. Diese pessimistische Einstellung kann dazu führen, dass die Preise stärker fallen, als es die Fundamentaldaten rechtfertigen würden. Infolgedessen steigt die Volatilität über das hinaus, was man aufgrund der tatsächlichen Risiken erwarten könnte.
Das Prinzip der selbsterfüllenden Prophezeiung
Angst kann auch eine selbsterfüllende Prophezeiung werden. Wenn genügend Marktteilnehmer glauben, dass der Markt weiter fallen wird, und deshalb ihre Positionen verkaufen, verursacht dies genau den erwarteten Preisverfall. Diese Dynamik kann den VIX weiter nach oben treiben und die Volatilität verstärken, selbst wenn es keine neuen fundamentalen Informationen gibt, die den Rückgang rechtfertigen würden.
Das Verlangen nach Sicherheit
In unsicheren Zeiten suchen Anleger nach Sicherheit. Diese Suche kann sich in einer erhöhten Nachfrage nach sicheren Anlagen wie Staatsanleihen oder Gold, aber auch in einer verstärkten Nachfrage nach Absicherungsinstrumenten wie Put-Optionen äußern. Diese Absicherungsinstrumente werden teurer, was die implizite Volatilität und damit den VIX erhöht. Paradoxerweise kann dieses Verhalten, das eigentlich zur Risikominimierung gedacht ist, zu einer weiteren Eskalation der Marktvolatilität führen.
Rationalität versus Emotion
Obwohl die Wirtschaftstheorie davon ausgeht, dass Marktteilnehmer rational handeln, zeigt die Realität, dass Emotionen wie Angst oft eine größere Rolle spielen als reine Logik. Die steigende Volatilität in fallenden Märkten ist ein klares Zeichen dafür, dass Emotionen wie Angst und Unsicherheit die Märkte beherrschen können, was zu irrationalen Übertreibungen und zusätzlichen Risiken führt.
Ein hoher VIX signalisiert, dass die Marktteilnehmer eine hohe Volatilität in naher Zukunft erwarten. Für Anleger kann dies mehrere Implikationen haben:
Ein Blick auf die Vergangenheit zeigt, wie der VIX auf dramatische Marktrückgänge reagiert hat. Zwei der bemerkenswertesten Ereignisse sind die Finanzkrise von 2008 und der durch die COVID-19-Pandemie verursachte Marktcrash im Jahr 2020.
Die Finanzkrise 2008
Während der Finanzkrise 2008 erreichte der VIX ein Rekordhoch von über 80 Punkten, was die extreme Unsicherheit und Angst widerspiegelte, die damals den Markt beherrschte. Der plötzliche Zusammenbruch von Lehman Brothers und die folgende globale Kreditklemme ließen die Marktteilnehmer das Schlimmste befürchten. Die Volatilität stieg auf ein Niveau, das seitdem nur selten erreicht wurde. Dies war eine Zeit, in der die Angst über die langfristigen wirtschaftlichen Aussichten überwog, und der VIX spiegelte diese extreme Unsicherheit wider.
Der COVID-19-Crash 2020
Ein weiteres Beispiel ist der rasante Anstieg des VIX im März 2020, als die Märkte aufgrund der Unsicherheit über die Auswirkungen der COVID-19-Pandemie weltweit einbrachen. Der VIX sprang erneut auf über 80 Punkte, als die Anleger versuchten, die potenziellen wirtschaftlichen Auswirkungen der Pandemie einzuschätzen. In dieser Zeit dominierte die Angst vor einer globalen Rezession, und die Marktteilnehmer gingen von einem extrem volatilen Marktumfeld aus.
Diese Beispiele zeigen, wie stark der VIX auf extreme Marktbedingungen reagiert und wie er als Indikator für das Ausmaß der Angst und Unsicherheit in Krisenzeiten dienen kann.
Angesichts der Tatsache, dass der VIX in Zeiten fallender Märkte stark ansteigen kann, stellt sich die Frage, wie Anleger mit der erhöhten Volatilität umgehen sollten. Es gibt verschiedene Strategien, die Anleger in Betracht ziehen können, um das Risiko zu managen:
Der VIX ist mehr als nur ein technischer Indikator; er ist ein Spiegelbild der kollektiven Emotionen der Marktteilnehmer. Wenn die Aktienmärkte fallen und die Unsicherheit steigt, explodiert der VIX als Ausdruck der Angst und der erhöhten Volatilitätserwartungen. Diese Dynamik zeigt, wie tiefgreifend Emotionen wie Angst und Unsicherheit die Märkte beeinflussen können, oft über das hinaus, was die Fundamentaldaten rechtfertigen.
Für Anleger ist es entscheidend, den VIX nicht nur als Warnsignal für erhöhte Volatilität zu betrachten, sondern auch als Indikator für die zugrunde liegenden Emotionen am Markt. Indem sie diese Emotionen verstehen und Strategien entwickeln, um in unsicheren Zeiten rational zu handeln, können Anleger besser auf die Herausforderungen reagieren, die ein volatiler Markt mit sich bringt.
Am Ende zeigt sich, dass der VIX zwar ein nützliches Werkzeug zur Bewertung der Marktrisiken ist, dass aber die Fähigkeit, mit den eigenen Emotionen umzugehen, ebenso wichtig ist, um erfolgreich durch turbulente Marktphasen zu navigieren.
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