Erfolgreich investieren ist eine Kunst, die auf den Prinzipien von Forschung und Analyse basiert. In der Welt der Kapitalanlagen spielen Börsenbriefe eine entscheidende Rolle, indem sie Anlegern Orientierung und Empfehlungen bieten. Doch wie misst man die Effektivität und Leistung dieser Börsenbriefe? Die Performanceanalyse von Börsenbriefen ist ein unerlässliches Werkzeug für Investoren, die die Qualität und Zuverlässigkeit dieser Publikationen beurteilen möchten. In diesem Artikel untersuchen wir die Bedeutung der Analyse historischer Daten, identifizieren beeinflussende Faktoren, diskutieren verschiedene Methodiken zur Bewertung der Performance und beleuchten die Herausforderungen beim Backtesting, einschließlich des Problems des Survivorship Bias. Ziel ist es, Anlegern ein tiefgreifendes Verständnis und Werkzeuge an die Hand zu geben, um die Leistung von Börsenbriefen präzise zu analysieren und fundiertere Anlageentscheidungen zu treffen.
Historische Daten als Grundlage: Die Analyse historischer Daten ist das Fundament der Performancebewertung von Börsenbriefen. Sie liefert Einblicke in die vergangene Leistung und ermöglicht es Anlegern, Muster und Trends zu erkennen, die für zukünftige Investitionsentscheidungen relevant sein könnten. Historische Daten helfen zu verstehen, wie bestimmte Strategien unter verschiedenen Marktbedingungen performt haben.
Entscheidungsfindung: Historische Performanceanalysen bieten eine Basis für die Bewertung der Effizienz und der Risiko-Rendite-Profile von Börsenbriefen. Durch den Vergleich vergangener (längerfristiger) Ergebnisse können Investoren besser abschätzen, ob ein Börsenbrief ihre individuellen Anlageziele und Risikotoleranzen erfüllt.
Limitationen erkennen: Während historische Daten wertvolle Einblicke bieten, ist es wichtig, ihre Grenzen zu verstehen. Die Vergangenheitsleistung ist keine Garantie für zukünftige Ergebnisse. Externe Faktoren, Marktvolatilität und wirtschaftliche Veränderungen können die Performance erheblich beeinflussen, vor allem in eher kurzfristigen Zeitfenstern.
Marktbedingungen: Die Performance eines Börsenbriefs kann stark von den aktuellen Marktbedingungen abhängen. In Bullenmärkten können aggressive Anlagestrategien zu überdurchschnittlichen Renditen führen, während sie in Bärenmärkten erhebliche Verluste verursachen können. Marktbedingungen ändern sich fortwährend oder häufig ohne hinreichende Warnsignale. Die Fähigkeit eines Börsenbriefs, sich an unterschiedliche Marktbedingungen anzupassen, ist ein entscheidender Faktor für seine Gesamtperformance. Deshalb ist es von elementarer Bedeutung stets einen langfristigen Betrachtungszeitraum zu wählen und nicht nur wenige Monate, in denen womöglich eine Besonderheit vorlag (externer Schock, Bärenmarkt oder "Goldie-Locks-Szenario). Eine Börsenbrief sollte zu einem langfristigen Begleiter werden. Daher sollte er sich für eine Vielzahl von Marktphasen eignen.
Anlagestrategien: Die zugrundeliegenden Anlagestrategien eines Börsenbriefs beeinflussen ebenfalls seine Performance. Langfristige, wertorientierte Ansätze können in turbulenten Zeiten Stabilität bieten, während kurzfristige, spekulative Strategien in volatilen Märkten riskant sein können. Marktneutrale Tradingansätze können in Bären- oder Seitwärtsmärkten Rendite erwirtschaften, während sie in Aufwärtstrendphasen häufig hinterherhinken. Die Ausrichtung der Strategie eines Börsenbriefs an den Zielen und der Risikotoleranz des Anlegers ist für den Erfolg entscheidend.
Externe Faktoren: Wirtschaftsnachrichten, politische Ereignisse und andere externe Faktoren können die Märkte beeinflussen und damit auch die Performance von Börsenbriefen. Eine effektive Performanceanalyse berücksichtigt, wie diese externen Ereignisse in den Empfehlungen des Börsenbriefs reflektiert und wie sie dessen Performance beeinflusst haben.
Jahresrendite: Die Jahresrendite ist eine der am häufigsten verwendeten Metriken zur Bewertung der Performance eines Börsenbriefs. Sie zeigt die prozentuale Veränderung des Anlagewertes über ein Jahr. Die Betrachtung und der Vergleich eines solch kurzen Abschnitts sind jedoch extrem irreführend und sagen nichts über die Qualität und die Stabilität dieser Renditen aus. Betrachten wir beispielsweise den S&P500 nur für das Jahr 2023 kommen wir zur Erkenntnis, dass dieser Index mehr als 24% zugelegt hat. Eine herausragende Jahresrendite. Im Jahr zuvor hat er jedoch gut 19% verloren und somit 2023 lediglich den Vorjahresverlust ausgeglichen. Wir können die einfache Jahresrendite also nicht als Grundlage für zukünftige Annahmen oder Vergleiche nehmen. Weder als Vergleich zwischen Aktien, Anlageklassen, Indizes, Anlagestrategien oder Börsenbriefen. Viel entscheidender ist ein längerfristiger Blickwickel von 5, 10 oder sogar 20 Jahren und die sich daraus ergebende durchschnittliche Jahresrendite. Mit zunehmendem Betrachtungszeitraum wird eine Vielzahl von Marktphasen abgedeckt und das realistische Bild immer klarer. So liegt die langfristige durchschnittliche Jahresrendite des S&P500 bei 8-9% p.a.. Diesen Wert finden wir bei nahezu allen Betrachtungszeiträumen von 10-15 Jahren innerhalb der letzten sieben Jahrzehnte, wie das Rendite-Dreieck wunderbar veranschaulicht.
Doch auch diese Methode betrachtet nicht das Risiko, das eingegangen wurde, um diese Renditen zu erzielen.
Risikobereinigte Rendite: Anleger verstehen, dass höhere Renditen oft mit höheren Risiken einhergehen. So haben Hebelprodukte wie Optionsscheine, Faktor- oder KO-Zertifikate in einem Bullenmarkt stets höhere Renditen, als der zugrundeliegende Basiswert. Es ist jedoch auch möglich durch den Einsatz von Anlagestrategien die Rendite zu steigern, ohne das eingegangene Risiko zwangsläufig anzuheben. Deutlich wird die u.a. durch die risikobereinigte Rendite. Die risikobereinigte Rendite ist ein Maßstab, der die erzielte Rendite in Relation zum eingegangenen Risiko setzt. Methoden wie die Sharpe-Ratio helfen Investoren, zu beurteilen, ob höhere Renditen einfach das Ergebnis eines höheren Risikos sind oder ob der Börsenbrief tatsächlich eine überdurchschnittliche Leistung erbringt. Hierbei gilt: Je höher der Wert der Sharp-Ration einer Strategie, desto besser die risikobereinigte Rendite. Als Referent kann die 10-Jahres-Sharp-Ratio des S&P500 mit einem Wert von 0,65 dienen.
Trendanalyse: Die Trendanalyse beinhaltet das Studium von Kursbewegungen und Markttrends, um die zukünftige Richtung der Performance eines Börsenbriefs vorherzusagen. Diese Technik kann verwendet werden, um die Stärke und Dauer von Trends zu identifizieren und Entscheidungen basierend auf technischen Mustern zu treffen.
Zwei wesentliche Konzepte in der Trendanalyse sind der lineare und der logarithmische Trendverlauf.
Definition und Bedeutung: Zunächst kann ein Backtesting ausschließlich mit 100% regelbasierten Anlagestrategien erstellt werden. Sobald nur 1% Subjektivität in der Entscheidungsfindung einfließt, sind Testergebnisse hinfällig. Denn Sie können nicht den Trader simulieren, der morgens ins Büro kommt und sagt "Nein, ich finde Apple steht gerade zu hoch, um sie zu kaufen."
Was ist Backtesting? Backtesting ist der Prozess der Anwendung von Handelsstrategien und Anlageempfehlungen eines Börsenbriefs auf historische Daten, um zu beurteilen, wie gut die Strategie in der Vergangenheit performt hätte. Dies ist ein entscheidendes Werkzeug, um die Wirksamkeit, Robustheit und Zuverlässigkeit von Anlagestrategien zu testen, bevor sie reales Kapital investieren. Das Backtesting einer Anlagestrategie kann mit der Arbeit eines Architekten vergleichen werden. Bevor ein Architekt den Bau einer Brücke oder eines neuen Wolkenkratzers in Auftrag gibt, führt er zuvor umfangreiche Tests, Computersimulationen) unter möglichst realitätsnahen oder auch extremen Bedingungen durch. Wie reagiert das Bauwerk auf Hitze, auf bestimmt Windstärken, mögliche Erschütterungen? Welche Veränderung bewirkt welches Resultat. Denn häufig stellt sich bei diesen Simulationen heraus, dass zuvor gedachte Verbesserungen zu einem völlig gegenteiligen Ergebnis führen. Genau diese Erkenntnisse können Backtests liefern. Vorausgesetzt sie werden korrekt durchgeführt.
Probleme und Limitationen: Obwohl Backtesting ein nützliches Werkzeug ist, kommt es mit verschiedenen Herausforderungen einher. Eine der signifikantesten ist der Survivorship Bias – ein Phänomen, bei dem nur die erfolgreichsten Werte (z.B. Aktien oder Fonds, die noch im Markt sind) berücksichtigt werden, während gescheiterte Werte (z.B. inzwischen insolvente Unternehmen) oft ausgelassen werden. Dies kann zu einer überoptimistischen Einschätzung der potenziellen Performance führen.
Machen wir es etwas greifbarer: Sie möchten eine Anlagestrategie über die letzten 20 Jahre testen. Für diese Anlagestrategie möchten Sie sich ausschließlich an den DAX-Werten bedienen. Sie nehmen also die 40 DAX-Werte als Grundlage. Jetzt kommt das Problem. Der Dax sah vor 20 Jahren noch ganz anders aus als heute. "Schlechte Aktien" sind inzwischen herausgefallen. Neue, aufstrebende Aktien sind nachgerückt. Diese Nachrücker haben den größten Teil ihrer Performance bereits vor dem Aufstieg in den DAX erlebt. Mit dem Test der aktuellen DAX-Liste über die letzten 20 Jahre berücksichtigen Sie also die starken Phasen von Aktien, die Sie zu damaliger Zeit realistisch noch gar nicht handeln konnten. Das Testergebnis wird automatisch völlig verzerrt (viel zu gut) angezeigt.
Diese Fehler sind für den Laien nicht immer auf den ersten Blick erkennbar, aber sogar bei den prominentesten Marktführern immer wieder zu finden. Da die meisten Backtest-Programme für Privatanleger jedoch ausschließlich auf aktuelle Aktien-Listen setzen und eine individuelle Zustellung (mit teils gar nicht mehr handelbaren Aktien) des Aktienkorbes häufig nicht möglich ist, sind Fehler vorprogrammiert.
Realistisches Backtesting: Um ein realistisches Backtesting durchzuführen, müssen Investoren den Survivorship Bias und andere Verzerrungen minimieren. Dies beinhaltet die Verwendung vollständiger Marktdaten, die Einbeziehung aller relevanten Kosten und Gebühren und die Berücksichtigung der Marktliquidität. Außerdem sollte ein effektives Backtesting verschiedene Marktbedingungen und Zeiträume abdecken, um die Robustheit der Anlagestrategie zu gewährleisten.
In der Welt der Börsenbriefe können bestimmte Praktiken zu irreführenden oder übertriebenen Darstellungen der Performance führen. Diese Methoden, von mir hier als "reißerische Performance-Auslegungen" bezeichnet, können Anlegern ein verzerrtes Bild der tatsächlichen Ergebnisse liefern. Hier sind einige Beispiele solcher Praktiken, die fast täglich in den E-Mail-Accounts vieler Anleger landen:
Investoren sollten sich bewusst sein, dass diese Techniken oft eingesetzt werden, um Interesse/Gier zu wecken und Abonnements zu verkaufen, und sie sollten solche Darstellungen kritisch hinterfragen. Eine fundierte Performanceanalyse erfordert Transparenz, Realismus und ein Verständnis dafür, dass nicht jede hohe Rendite reproduzierbar oder ohne entsprechendes Risiko erzielbar ist.
Die Performanceanalyse von Börsenbriefen ist ein recht komplexer, aber unverzichtbarer Prozess für jeden Investor, der auf fundierten Entscheidungen, und nicht nur reißerische Performance-Auslegungen, aufbauen möchte. Die Analyse historischer Daten, das Verständnis der beeinflussenden Faktoren, die Anwendung fundierter Bewertungsmethoden und das durchdachte Backtesting (durch den Anbieter) sind entscheidende Schritte, um die Qualität und Effektivität von Börsenbriefen zu beurteilen. Obwohl keine Analyse eine perfekte Vorhersage zukünftiger Ergebnisse bieten kann, ermöglicht ein gründlicher Bewertungsprozess Investoren, informierte Entscheidungen zu treffen und ihr Investitionsrisiko zu minimieren. Letztendlich ist die sorgfältige Performanceanalyse ein wesentliches Instrument im Arsenal des informierten Anlegers.
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